Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Kunst - Allgemeines, Kunsttheorie, Note: sehr gut, Universität Konstanz (Fachbereich Literaturwissenschaft / Medienwissenschaft mit Kunstgeschichte), Veranstaltung: Medienentwicklung und literarischer Formenwandel zwischender Wende vom 19. zum 20. Jh. und dem Ende der Weimarer Republik, Sprache: Deutsch, Abstract: Das Motiv vom Verfall der Aura durchzieht die Schriften Walter Benjamins (1892-1940) bereits seit Anfang der 30er Jahre. Der Begriff ,,Aura" taucht sogar schon früher auf, allerdings weicht sein Verständnis dort noch in einem nicht unwesentlichen Maße von der in Benjamins Spätwerk aufgestellten Aura-Theorie ab, deren ganzheitliche Darstellung in dem sog. Kunstwerk-Aufsatz (Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit, 1936) Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist1. Diese Schrift blieb, ungeachtet einiger Modifikationen der Aura-Theorie in späteren Arbeiten, die meist bekannteste und am meisten diskutierte Grundlage für die Rezeption der Kunsttheorie Walter Benjamins. 1936 als eine Art Manifest gegen den deutschen Faschismus entstanden, will der Kunstwerk-Aufsatz eine neue Ära in der Kunstgeschichte proklamieren - ausgehend von einer epochalen Umwälzung, die auf dem vermeintlichen Verfall der Aura basiert, welche äußerst inkonsequent mal als eine Rezeptionshaltung, mal als eine objektiv vorhandene Eigenschaft der Werke definiert wird. In dieser neuen Epoche soll die Kunst statt wie bisher auf dem Ritual oder dem profanen Schönheitsdienst auf der Politik fundiert sein. Der Kunstwerk-Aufsatz ist der Intention des Verfassers nach eine Kampfschrift, die für ein politisches Engagement der Kunst plädiert und der faschistischen ,,Ästhetisierung der Politik", die einer ,,zunehmende[r] Formierung der Massen"2 dient, die Gründung der Ästhetik auf Politik entgegensetzt. Gegen die traditionellen ästhetischen Kategorien wie Genialität, Schöpfertum usw. entwickelt Benjamin hier eine neues Vokabular, dessen Begriffe, so eine programmatische Erklärung des Vorwortes, so formuliert sein sollen, dass sie ,,für die Zwecke des Faschismus vollkommen unbrauchbar", dagegen aber ,,zur Formulierung revolutionärer Forderungen in der Kunstpolitik"3 geeignet sind.[...]_____1 Die Erstveröffentlichung erfolgte in französischer Übersetzung in der Zeitschrift für Sozialforschung unter dem Titel L′ _uvre d′art à l′époque de sa reproduction mecanisée. Eine wichtige Vorarbeit dazu war die 1931 in der Zeitschrift Die Literarische Welt erschienene Kleine Geschichte der Photographie. Die deutsche Fassung des Kunstwerk-Aufsatzes erschien zum ersten Mal 1955 in dem zweibändigen Sammelwerk Schriften.[...]
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