Jugendkriminalität als Kulturkonflikt [Kindle-editie] beoordelingen het boek quotes

„I think a sense of clarity, a sense leveling off 1 and a sense of reality is needed.“ Dieser Satz mutet an wie ein sozialwissenschaftliches Bekenntnis. Er scheint den aktuellen Trend auf den Punkt zu bringen, nach Jahren der Diskussion um P- zesse der Pluralisierung, Individualisierung und Auflösung jeglicher Gewissh- ten wieder zur nüchternen Realität zurückkommen zu wollen. Zu den „harten Fakten“ struktureller Ungleichheit, zu vorenthaltenen Ressourcen und zu mehr oder weniger unüberwindlichen Ausschließungen, mit denen die Gesellschaft meist diejenigen konfrontiert, die ohnehin schon ausgegrenzt sind. Formuliert wurde der Satz allerdings nicht von einem Sozialwissenschaftler. Er stammt von Anna Wintour in einem Interview mit dem Wall Street Journal am 20. Januar 2009. Es handelt sich um die Chefin der Amerikanischen Mo- zeitschrift Vogue, die in Modekreisen höchste Ehrfurcht erfährt. Und diese Anna Wintour warnt vor zu viel Konsum und fordert „Realitätssinn“ – was nicht - ähnlich einer Forderung des Papstes wäre, man möge den Glauben nicht allzu ernst nehmen, oder dem Statement eines neoliberalen Marktpropheten entsp- che, man bräuchte einen starken Staat, der die Wirtschaft rigide lenkt. Wenn also dieser Satz in dieser Form fällt, so ist es ungewöhnlich. Er deutet auf einen Ze- geist hin, der sich von scheinbar „oberflächlicher“ (Konsum-) Kultur verabsch- det und sich „echten“ Werten und Tatsachen zuwendet.