Eine Frage der Ehre – Sarajevo 1992-1993Im Juni 1991 brachen in Kroatien heftige Kämpfe aus. Der Grund? Kroatien und Slowenien hatten ihre Unabhängigkeit von Jugoslawien erklärt. Alle diplomatischen Anstrengungen der EU den Konflikt beizulegen schlugen fehl. Ein Drama nahm seinen Lauf.Kaum ein Jahr später, am 03. März 1992 erklärte die Republik Bosnien und Herzegowina ihre Unabhängigkeit von der Sozialistisch Föderativen Republik Jugoslawien und fünf Wochen darauf wurde sie international als unabhängiger Staat anerkannt. Während jedoch die kroatischen und die muslimischen Bosnier bedingungslos für die Unabhängigkeit von Bosnien und Herzegowina einstanden, wurde diese von den bosnischen Serben schlichtweg abgelehnt. Am 02. Mai begannen serbische Einheiten mit der Belagerung Sarajevos, der Stadt, in der Kinder über Nacht erwachsen wurden! Die jugoslawische Bundesarmee zog in den Folgemonaten hunderte schwere Artilleriegeschütze, Mörser und Panzer auf den Höhenzügen rund um die Stadt zusammen, und was folgte war ein mörderischer Krieg im Herzen Europas und ein menschliches Drama ohnegleichen. Im Rahmen der Schutztruppe der Vereinten Nationen (UNPROFOR) wurde das zweite Fallschirmjägerregiment der Fremdenlegion (2. REP) im Dezember 1992 und im Januar 1993 von Calvi / Korsika nach Sarajevo verlegt. Ich war einer dieser Legionäre. Die sechs Monate hätte ich ebenso in der Hölle verbringen können, denn Sarajevo, von Januar 1992 bis Juli 1993 war ein Inferno. Der emotionale Schock saß von Beginn an sehr tief. Es war nicht die Aussicht verletzt oder getötet zu werden die mich schockierte, sondern das Leid und die Armut auf der einen, und die Methodik, die Gleichgültigkeit und die Unmenschlichkeit auf der anderen Seite. Und schockierend war auch die Tatsache, dass es uns einfachen Soldaten unmöglich war, effizient einzuschreiten um diesem unmenschlichen Konflikt ein Ende zu bereiten. Wir Legionäre beklagten einen Toten, einige schwer- und dreiundzwanzig leicht Verletzte, die Toten und Verwundeten auf Seiten der direkten Kriegsparteien gingen in die Tausende. Aber ob Blauhelme, Kroaten, Bosnier oder Serben: Jedem machte dieser Krieg auch psychologisch zu schaffen.Aus der Sicht des Soldaten und des Menschen der ich damals war, möchte ich von unseren Einsätzen berichten. Dieses Buch ist für alle Geschichtsbegeisterte.
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