Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,3, Johannes Gutenberg-Universität Mainz (Deutsches Institut), Veranstaltung: Hauptseminar: Das bürgerliche Trauerspiel, Sprache: Deutsch, Abstract: Die heroische Tragödie bezog ihre Stoffe aus Geschichte und Mythos. Könige und Helden repräsentierten den Menschen gleich welche n Standes und das Unglück das sie befiel, war das durch Menschenkraft Unabwendbare, Absolute. Die zentrale Thematik war in der Regel das Verhältnis des Menschen zum Übermenschlichen. Das Auftreten des bürgerlichen Trauerspiels um 1755 bringt einen grundlegenden Wandel des Tragischen mit sich. Nicht mehr Märtyrertum und Welthaltigkeit stehen nun im Vordergrund, sondern das Moralische, Private und der Mensch in seiner Bindung an die Gemeinschaft. Darüber hinaus soll ihn nicht länger ein durch das Jenseits determiniertes Schicksal ereilen: ein grausames, undurchschaubares Verhängnis kann nicht mehr Tragik begründen. Die Verursachung des Tragischen wird in den Menschen und in dessen Welt verlegt. Entsprechend verknüpft das bürgerliche Trauerspiel Unglück, Schuld und Charakter; man legt Wert auf Kausalität und lückenlose Motivation. Religiöse Fragen spielen noch eine Rolle, das Metaphysische ist jedoch nicht mehr der Gehalt des Tragischen, denn maßgebend ist das Diesseits. Ein Bezug zur Säkularisation kann hergestellt werden: „Ihr Träger ist das Bürgertum, das seine humanitäre Ideologie im Widerspruch gegen die transzendenten Deutungen der institutionalisierten Religion ausbildet“ (Guthke 1994, S. 19). Eine bürgerliche und nicht-bürgerliche Gesinnung ist im bürgerlichen Trauerspiel allerdings nicht an Standesgegensätze gebunden.Mit Emilia Galotti (1772) finden Konflikte zwischen den Ständen und gesellschaftskritische Elemente Einzug in das bürgerliche Trauerspiel. In erster Linie richtet sich die darin enthaltene Gesellschaftskritik an die Aristokratie, das Bürgertum wird allerdings ebenfalls einer kritischen Prüfung unterzogen. Auch hier werden also moralische Gegensätze nicht verschiedenen Ständen zugeordnet, vielmehr ist vermeintliches Fehlverhalten durch standestypische Verhaltensweisen bedingt (vgl. Guthke 1994, S. 75). [...]
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