Seit Fechner (1860) vermutete, dass Oszillationen eine Grundlage des Bewusstseins sind, stand die Frage nach der zeitlichen Organisation der mentalen Informationsverarbeitung immer wieder im Zentrum psychologischer Forschung. Eine Grundfrage dabei war und ist, ob die Verarbeitungsprozesse bei unterschiedlichen Anforderungen gleiche zeitliche Strukturen aufweisen können. In dieser Arbeit werden historische empirische Ergebnisse präsentiert, die das Auftreten bestimmter bevorzugter Zeitwerte wie etwa 55 ms in verschiedenartigen Untersuchungen belegen, aber auch zeigen, dass naheliegende einfache Interpretationen wie etwa die eines zentralen Taktes der Informationsverarbeitung der Realität nicht entsprechen. Mit einem geeigneten Paradigma, der Messung einer Schar von Absolutschwellen im Grenzverfahren, erhielt Georg von Békésy (1936) bei der Untersuchung des Hörens von tiefen Sinusschwingungen eine Hierarchie von 11 ausgezeichneten Zeitwerten. In der Arbeit werden Experimente vorgestellt, bei denen ebenso reichhaltige, statistisch abgesicherte Ergebnisse mit kompatiblen diskreten Zeitwerten bei der Untersuchung von Grenzen des Scheinbewegungssehens gewonnen wurden. Weitere Resultate betreffen die Bedingungen des Auftretens der Diskretheit in den für das Scheinbewegungssehen kritischen Zeitwerten. Die neuen empirischen Befunde bestätigen zentrale Hypothesen des Taxonomischen Quantenmodells von Geissler (1985). Insbesondere konnte der im Modell postulierte Quantenwert 4.5 ms direkt aus der Verteilung von Differenzen von Messwerten abgeleitet werden. Im dritten Teil der Arbeit werden physiologisch orientierte Modellansätze zur Erklärung sowohl der diskreten Struktur der neuronalen Aktivität als auch ihrer Beobachtbarkeit im verwendeten Paradigma dargelegt. Diskrete Zeiten treten demnach als Resultat eines Selektionsprozesses auf, der hierarchisch gruppierte synchrone Sequenzen aus der allgemeinen neuronalen Aktivität hervorhebt. Die Resonanz von abstrakten Repräsentationen für das im Grenzverfahren erwartete Perzept und peripherer reizgebundener Repräsentationen ermöglicht schließlich die Beobachtbarkeit der bevorzugten Zeitwerte unter bestimmten Bedingungen.
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